Liebe Leser*innen,
das letzte Heft des Jahres 2023 widmet sich mit Berichten über das sehr erfolgreiche und gut besuchte Gesundheitspolitische Forum, das am ersten Novemberwochenende in Marburg stattfand, noch einmal ausführlich der theoretischen und praktischen Entwicklung kritischer Medizin in den letzten 50 Jahren. Auf der Tagung wurde erneut die Vielfältigkeit dieses Prozesses, wie er auch im einleitenden Beitrag nachgezeichnet wird, deutlich. Die aktuelle Vielfalt der Bewegungen in der behandelten Themenauswahl und den Praxisansätzen wird in diesem Heft abgebildet. Die kritische Medizin wird selbstverständlich darüber hinaus auch zukünftig ein zentrales Thema für Gesundheit braucht Politik bleiben. Die gestalterisch eingefügten Zitate stammen aus der schriftlichen Evaluation, weiterhin haben wir Kurzinterviews mit Teilnehmer*innen durchgeführt.
Die im Anschluss an das Gesundheitspolitische Forum stattfindende Jahreshauptversammlung des vdää* hat sich auch mit der weiteren Entwicklung unserer Zeitschrift beschäftigt. Sie soll breiter aufgestellt werden und zukünftig stärker als bisher über den vdää* hinauswirken. Ab Januar 2024 wird daher die Zeitschrift zusammen mit dem Verein Solidarisches Gesundheitswesen e.V. herausgegeben. Wir erhoffen uns davon auf Dauer eine weitere Verbreitung der GbP.
Auf einem Online-Treffen Anfang Dezember setzte sich die Redaktion der GbP ebenfalls ausführlich mit der Weiterentwicklung der Zeitschrift auseinander. Hier wurden die Abläufe der Heftentstehung kritisch überprüft und Verbesserungen angegangen. Dies beinhaltet insbesondere einen längeren Vorlauf für die Planung der thematischen Schwerpunkte. Auch wurden weitere Werbemaßnahmen besprochen. Wir werden diesbezüglich auch andere Redaktionen linker Zeitschriften nach ihren Erfahrungen befragen. Das Layout soll sukzessive weiter umgestaltet werden und die Zeitschrift damit optisch kontinuierlich attraktiver werden. Einige Änderungen sind ja bereits in den letzten
Ausgaben umgesetzt worden. Das Wichtigste allerdings ist die personelle Stärkung der Redaktion. Bei der Redaktionsarbeit sind ganz unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten gefragt, die in einem größeren Team besser abgerufen werden können. Auch wollen wir hier unterschiedliche Erfahrungshintergründe unserer Mitglieder zusammenführen und inhaltlich zur Geltung bringen. Ganz wesentlich ist uns aber auch euer Feedback. Treffen wir thematisch, inhaltlich und gestalterisch Eure Wünsche? Schreibt uns gerne an.
Das zu Ende gehende Jahr 2023 war international geprägt durch eine Ausbreitung und Verstetigung militärischer Konflikte. Dies geht einher mit einer Militarisierung
der Gesellschaft, die auch zunehmend das Gesundheitswesen erfasst. Die Finanzierung der Hochrüstung wird dauerhaft nur durch Einschnitte im Bildungs- und Gesundheitswesen sowie dem Sozialbereich finanziert werden können.
Die dringend benötigten Mittel, um der Klimakrise zu begegnen, werden jetzt eher dazu genutzt werden, diese zu verschärfen – nicht zuletzt wegen der sich verschärfenden Kriege und der damit einhergehenden Hochrüstung. Das Thema Krieg und Gesundheitswesen wird Schwerpunktthema einer Ausgabe sein.
Auf dem gesundheitspolitischen Forum wurde auch deutlich, dass immer mehr neue Berufe im Bereich der Diagnostik, Therapie und Pflege oder auch auf dem bisher vollständig vernachlässigten Gebiet Public Health entstehen. Wir wollen in einer der nächsten Ausgaben von GbP die Ausbildungswege und Berufsfelder neuer Medizinberufe darstellen und mögliche Kooperationsformen und ggf. Abgrenzungen gegeneinander aufzeigen. Auch wird zu beleuchten sein, welche neuen Arbeitsfelder im Sinne
der umfassenden Versorgung der Bevölkerung sinnvoll sind und welche lediglich dazu dienen, Kosten, möglicherweise zu Lasten der Versorgungsqualität, zu minimieren.
Das Thema neue (akademische) Heilberufe wird auch in einer weiteren Ausgabe eine Rolle spielen, die sich mit der ambulanten Versorgung beschäftigen wird. Offensichtlich steht das ambulante Gesundheitswesen vor grundlegenden Veränderungen. Fachkräftemangel, knappe Ressourcen und ungeeignete Versorgungsstrukturen zwingen dazu, neue Wege zu gehen, um bei einer älter werdenden
Bevölkerung sowie einem Anstieg der Gruppen mit multimodalen Bedarfen eine qualifizierte gesundheitliche Versorgung aufrecht zu erhalten. Es gibt zahlreiche neue Modelle der Primärversorgung. Wie sind diese zu bewerten?
Andererseits drängen Kapitalanleger in den ambulanten Gesundheitsmarkt. Auch soll ein Teil der bisher im Krankenhaus erbrachten Leistungen »ambulantisiert« werden.
Welche Rolle sollen Krankhäuser überhaupt bei der ambulanten Versorgung spielen? Dies sind einige Themen, die wir in diesem Heft angehen wollen.
Das uns alle beunruhigende Thema der politischen Rechtsentwicklung in Deutschland werden wir insbesondere im Hinblick auf seine Folgen für das Gesundheitswesen bearbeiten. Weiterhin gibt es Überlegungen ein Sonderheft zu gestalten, dass die Strukturen des Gesundheitswesens erklärt.
Bei der Evaluation des Gesundheitspolitischen Forums wurden noch zahlreiche andere Themen genannt, die wir in der Zeitschrift behandeln sollten (Pharmaindustrie, Rassismus im Gesundheitswesen, KI im Gesundheitswesen, Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen, Psychiatriekritik, Sprachmittlung in der Medizin, Gendermedizin u. v.m.). Wir werden darauf in der ein oder anderen Form zurückkommen und verweisen an dieser Stelle auch gerne auf die vielen online frei zugänglichen Artikel vergangener Hefte.
Wir wünschen Ihnen/Euch viel Spaß beim Lesen und uns allen ein friedlicheres neues Jahr
Bernhard Winter
Hier könnt ihr die Gesundheit braucht Politik 4/23 lesen.